Zucker – Süsses in Maßen

Zucker an sich ist weder schädlich noch krankmachend, er ist vielmehr lebensnotwendig. Zum Risiko wird er erst dann, wenn man so viel davon isst, dass sich Übergewicht bildet. Daher sollte man ein Zuviel des Guten meiden und vor allem auf flüssige Zuckerbomben verzichten. 

Ohne Zucker könnte der Mensch nicht leben. Zwischen 150 und 300 Gramm braucht unser Körper pro Tag. Wir brauchen Glucose zum Denken, Atmen und Gehen. Die Aufgaben von Zucker im Organismus sind ungemein vielfältig, beispielsweise funktionieren die roten Blutkörperchen nur mit Glucose; die Nieren brauchen ihn für ihren Stoffwechsel und das Gehirn braucht rund 100 Gramm pro Tag, bei großer Denkleistung deutlich mehr. Zucker wird auch vom Körper selbst hergestellt, denn die Leber produziert täglich rund 150 Gramm. „Zucker an sich ist also weder ungesund noch böse, er ist essenziell für das körperliche Funktionieren“, sagt Prim. Univ.-Prof. Dr. Martin Clodi, Facharzt für Innere Medizin bei den Barmherzigen Brüdern. 

Viele verschiedene Zuckerformen 

Wer an Zucker denkt, hat vielleicht den weißen Haushaltszucker vor Augen. Dieses Süßungsmittel ist jedoch nur eine Zuckerform unter vielen anderen.

Hier ein Auszug der verschiedenen Zuckerarten:

  • Haushaltszucker (Rübenzucker bzw. Saccharose genannt)
  • Traubenzucker (auch Glucose oder Dextrose genannt)
  • Fruchtzucker (Fructose)
  • Milchzucker (Lactose)
  • Malzzucker (Maltose).

Zudem wird Zucker in Einfachzucker (Traubenzucker, Fruchtzucker), Zweifachzucker (Haushaltszucker, Milchzucker) und Mehrfachzucker unterschieden. Zweifach- und Mehrfachzucker müssen vom Körper erst aufgespalten werden, um die Energie nutzen zu können.

Einfachzucker dagegen geht schnell ins Blut und versorgt das Gehirn rasch mit Energie. Er findet sich in Süßigkeiten und Limonaden aller Art. Der Nachteil: Es kommt zu einer blitzartigen Insulinausschüttung und einem wieder rasch fallenden Zuckerspiegel.

Mehrfachzucker sind in Kartoffeln, Getreide, Reis und Mais enthalten und schmecken nicht süß. Diese Kohlenhydrate sind letztendlich jedoch nichts anderes als Zucker. Der Vorteil dieser Mehrfachzucker: Sie müssen im Körper soweit aufgespalten werden, bis schließlich der daraus gewonnene Einfachzucker als Energieträger verwertet werden kann. Da dieser Prozess langsam vor sich geht, steigt der Blutzuckerspiegel langsamer an, als bei Aufnahme von Einfachzucker. Dies ist ein positiver Effekt, weil der Bedarf an weiterem Zucker hinausgezögert wird und Heißhungerattacken ausbleiben. Je komplexer die Zuckerverbindungen sind, desto länger hält diese Wirkung und das Sättigungsgefühl an. Daher sättigt ein Vollkornbrot wesentlich länger als ein Weißbrot oder eine Semmel. 

Keine Angst vor Kohlenhydraten 

Mindestens die Hälfte der Ernährung sollte aus Kohlenhydraten, der Rest aus Eiweiß und Fett bestehen. „Eine große Studie belegt, dass Menschen mit einem Kohlenhydratanteil über fünfzig Prozent eine höhere Lebenserwartung haben. Eine neue Studie besagt sogar, dass Kohlenhydratminimierung – das sogenannte Low-Carb – gesundheitsgefährdend ist, weil derartige Diäten das Risiko erhöhen, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen und an Krebs zu erkranken“, sagt der Mediziner.

Kohlenhydrate (und damit Zucker) sind auch nicht schuld an Diabetes. Clodi: „Entgegen der gängigen Meinung wird Diabetes nicht durch Zucker verursacht. Diabetes ist genetisch determiniert. Der Grund, warum Diabetes heutzutage in einem früheren Lebensalter auftritt als früher, ist der, dass wir generell zu viel Kalorien aufnehmen. Dies geschieht durch Fett, Eiweiß und natürlich auch Zucker.“ 

Gesundes Obst 

Obst enthält Glukose und Fruktose, beides zusammen genommen ergibt Haushaltszucker. Mancherorts wird deshalb vor Obst gewarnt. Aber: Ein gesunder Mensch kann und soll Obst essen, auch täglich. Freilich sollte man es in überschaubaren Mengen konsumieren. Fünf Stück Obst zum Beispiel sind eine gute Richtlinie. Diabetiker sollten maximal fünf Stück essen, bei Übergewicht weniger. Obst an sich führt nicht – wie oft behauptet – zu einer Fettleber, diese entsteht nur dann, wenn die Gesamtkalorienzufuhr langfristig zu hoch ist.

Obst enthält ebenso Zucker wie auch Schokolade. Ist es da nicht egal, ob man Obst oder Schokolade isst? Clodi: „Keineswegs. Denn wenn man Schokolade isst, nimmt man immer auch eine große Menge Fett zu sich und damit viel mehr Kalorien, als wenn man Obst isst, denn Obst enthält keinerlei Fett.“ Das große Problem an Süßspeisen ist also nicht der Zucker an sich, sondern die enorme Kalorienmenge, die sich aus der Kombination von Fett und Zucker ergibt. Zum Vergleich: Ein Gramm Zucker hat vier Kalorien, ein Gramm Fett hat neun Kalorien. 

Gewicht ist entscheidend, nicht der Zucker 

Werden mehr Kalorien zugeführt, als der Körper für seine Funktionen benötigt, werden diese als Fett gespeichert. Ein Zuviel an Zucker wird ebenfalls in Fett gewandelt und als solches gespeichert. Dieses gespeicherte Fett wird als gesundheitsgefährdend betrachtet, denn es kann Entzündungen auslösen und vielerlei Schaden anrichten (Herz, Gelenke. Diabetes etc.).

Übergewicht entsteht, wenn die Energiezufuhr zu hoch ist. Überflüssige Kilos entstehen relativ rasch. Wenn man pro Tag beispielsweise nur 300 Kalorien zu viel zu sich nimmt, ergibt das nach einem Monat ein Kilogramm mehr. In einem Jahr summiert sich das zu zwölf Kilogramm, in fünf Jahren gar zu sechzig Kilogramm Übergewicht. 

Zuckerbomben und Fastfood 

In Österreich sind 3,4 Millionen (41 Prozent) Menschen übergewichtig oder adipös. Sogar 33 Prozent der Kinder haben bereits Übergewicht. Zu einem guten Teil verantwortlich dafür ist der starke Konsum von Fastfood, Fertiggerichten und flüssigen Zuckerbomben. „Von Fastfood, Limos, Cola, Eistee & Co sollte man unbedingt die Finger lassen, denn sie tragen in großem Ausmaß zu Übergewicht mitsamt all den möglichen Folgeerkrankungen bei“, warnt Clodi.

Der Ausweg: Eine ausgewogene Ernährung und viel Bewegung verhelfen in der Regel zu einem Normalgewicht. Wer ausgewogen isst und kein Problem hat, sein Normalgewicht zu halten, der braucht sich in der Regel auch keine Gedanken machen, ob er möglicherweise zu viel Zucker konsumiert. „Passt das Gewicht und die Blutwerte, bewegt man sich regelmäßig und geht es einem gut, besteht einfach kein Problem und damit auch kein Bedarf, sich Sorgen zu machen“, sagt Clodi. 

Ein Blick auf die Zutatenliste

Will man sich vor einem Übermaß von Zucker schützen, sollte man einen Blick auf die Lebensmittelverpackungen werfen. Findet sich die Bezeichnung „Zucker“ ganz oben/vorne auf der Liste, sollte man die Finger davon lassen, denn je weiter oben/vorne ein Inhaltsstoff in der Zutatenliste steht, desto mehr ist im Produkt enthalten. Aufj einer Zutatenliste findet man meist nicht nur die Bezeichnung „Zucker“ (das ist der normale Haushaltszucker; auch die Bezeichnung Saccharose meint dasselbe), sondern auch Bezeichnungen wie Glucosesirup, Fructose, Glucose-Fructose-Sirup und Lactose und Maltose. Auch diese Inhaltsstoffe sind Zucker! Will man ein zuckerarmes Produkt kaufen, sollte man demnach nicht nur nach dem Wort „Zucker“ Ausschau halten, sondern sich die Zeit nehmen, die Liste wirklich zu lesen.

Ein Bericht aus dem Internetmagazin „FORUM GESUNDHEIT“ von Dr. Thomas Hartl